Neben technisch-strukturellen Faktoren, dem Content und Backlinks gehört auch das Nutzerverhalten zu den Ranking-Faktoren. Konkret beobachtet u.a. Google auf den Suchergebnisseiten die Klickraten sowie die Return-to-SERP-Rate (RTS-Rate).
Die Return-to-SERP-Rate misst, wie oft Nutzer von einer angeklickten Seite zurück auf die Suchergebnisseite kommen. Dieser Wert wird als Indikator für die Zufriedenheit mit einem Suchergebnis verwendet. Es wird vermutet, dass in diesen Wert auch eine zeitliche Komponente einfließt. Möglicherweise wird daher nur in Absprung innerhalb einer bestimmten Sekundenzahl negativ bewertet.
Website-Betreiber sollten sich daher auch aus SEO-Perspektive die Nutzer möglichst lange auf der eigenen Seite halten. Dadurch können sie eine niedrige RTS-Rate erreichen.
Probleme bei der Messung der Return-to-SERP-Rate
Eine direkte Messung der RTS-Rate ist nicht möglich. Als bestmögliche Alternativen bieten Webanalyse-Tools die Absprungrate, die Seiten pro Besuch und die Besuchsdauer an. Doch diese Metriken sind als Ersatz für die Return-to-SERP-Rate nur bedingt geeignet:
- Durchschnittswerte: Seiten pro Besuch und Besuchsdauer sind nur Durchschnittswerte, die durch positive Ausreißer verzerrt werden. Aus SEO-Sicht ist wichtiger, welcher Besucheranteil mehrere Seiten angesehen hat.
- Ziel des Absprungs: Die Absprungrate gibt nicht an, wohin die Besucher gegangen sind. Hat der Besucher nicht die gewünschten Informationen gefunden und ist zurück zur Suchmaschine? Wurden die gewünschten Informationen gefunden und der Nutzer hat das Browser-Fenster geschlossen? Wurde ein externer Link auf der Seite angeklickt?
- Keine Berücksichtigung der Verweildauer: Google Analytics zählt jeden Besuch zur Absprungrate, wenn keine zweite Seite auf der Website aufgerufen wurde. Selbst bei einer Seitenansichtsdauer von mehreren Minuten wird dies als Absprung gezählt. Es werden jedoch Informationen benötigt, ob und wie lange der Inhalt tatsächlich gelesen wurde.
Die bestehenden Metriken sind daher für die Suchmaschinenoptimierung bzw. als Ersatz für die Return-To-SERP-Rate wenig geeignet. Eine sinnvolle Alternative wäre aber eine modifizierte, zeitbasierte Absprungrate.
Seitenansichtsdauer messen und Absprungrate modifizieren
Für die modifizierte Absprungrate sollte die Seitenansichtsdauer berücksichtigt werden (nach manchen Definitionen der Bounce-Rate zählen ohnehin nur Besuche unter 10 Sekunden als Absprung). Wir empfehlen ab einer Seitenansichtsdauer von 30 Sekunden keine Absprünge mehr zu zählen. Nach dieser Zeitspanne sollte eine Rückkehr auf die Suchergebnisseiten kein negatives Signal mehr sein.
Die Grundlage zur Messung der Seitenansichtsdauer bildet die JavaScript-Funktion setTimeout(code, timespan). Nach einer in Millisekunden definierten Zeitspanne timespan wird der angegebene JavaScript-Code code ausgeführt.
Wenn Google Analytics eingesetzt wird, kann im angegeben Code über ga('send','event') das Event-Tracking genutzt werden. Ein Event wird von Google Analytics per Default als Nicht-Absprung gewertet. Die Platzierung kann unmittelbar nach dem normalen Tracking-Code erfolgen.
setTimeout("ga('send','event','Seitenansichtsdauer','mindestens 30 Sekunden')", 30000);
setTimeout("ga('send','event','Seitenansichtsdauer','mindestens 60 Sekunden')", 60000);
setTimeout("ga('send','event','Seitenansichtsdauer','mindestens 120 Sekunden')", 120000);
setTimeout("ga('send','event','Seitenansichtsdauer','mindestens 300 Sekunden')", 300000);
Für die Modifikation der Bounce-Rate genügt die erste Zeile. Durch ein mehrstufiges Tracking kann jedoch die Seitenansichtsdauer genauer analysiert werden:
Zudem sollten auch Klicks auf externe Links als Event getrackt werden - auch in diesem Fall gibt es keine Rückkehr zur Suchergebnisseite.
Zeitbasierte Bounce-Rate für SEO nutzen
Insbesondere auf Informations-orientierten Portalen (typischerweise mit hohen Bounce-Rates) vermittelt die zeitbasierte Bounce-Rate ein besseres Bild von der Seitennutzung.
Beispiel eines Informations-Portals: durch Content-Verbesserungen wird die Bounce-Rate von anfangs durchschnittlich 75% auf 60% gesenkt. (Erst danach erfolgte die Umstellung auf die zeitbasierte Bounce-Rate)
Spätestens seit dem Panda-Update ist es aus SEO-Sicht notwendig, die Performance der gerankten Seiten hinsichtlich Return-to-SERP-Rate bzw. Bounce-Rate zu analysieren und gegebenenfalls zu verbessern. Zu viele Inhalte mit schlechter Performance können zu Abwertung der gesamten Domain führen. Bei Seiten mit hoher Bounce-Rate sollte daher folgendermaßen vorgegangen werden:
- Seiten aufwerten: Schwache Seiten können in vielen Fällen aufgewertet werden. Durch ausführlichere und bessere Inhalte, durch eine bessere Struktur, ein ansprechendes Erscheinungsbild sowie Bilder und Videos im Artikel.
- Seiten mit Nutzerabsicht abstimmen: Landing-Pages müssen zur erwarteten Nutzerabsicht der verwendeten Keywords passen. Überprüfen Sie mit Webanalyse-Tools, über welche Keywords die Besucher aufder jeweiligen Zielseite landen. Entfernen Sie gegebenenfalls unpassende Keywords und optimieren Sie die Seite stattdessen auf vielversprechendere Keywords.
- Seiten komplett entfernen: Betroffene vom Panda-Update konnten in zahlreichen Fällen eine Verbesserung der Rankings erreichen, indem schwach performende Seite komplett entfernt wurden. Wenn bisherige Änderungen zu keiner Verbesserung geführt haben oder die Ressourcen dazu fehlen, ist eine komplette Entfernung von schwachen Seiten eine sinnvolle Lösung. Berücksichtigen Sie dabei den Conversion-Wert der Seite sowie deren Absprungrate.