Serverside Tracking - Vorteile, Anbieter und Implementierung
Serverside Tracking gilt als der neue Best Practice beim Website-Tracking. Doch was sind die Vorteile von Serverside Tracking gegenüber Clientside Tracking? Welche Tool-Anbieter gibt es und wie funktioniert die Implementierung?
Wir geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Aspekte von Serverside Tracking:
Was ist Serverside Tracking?
Beim herkömmlichen Clientside Tracking erfasst der Browser die gewünschten Daten und sendet diese direkt an verschiedene Analysedienste/Datenempfänger (z.B. Google Analytics, Google Ads, Facebook).
Beim Serverside Tracking (Serverseitiges Tracking) werden die Daten hingegen zunächst an einen eigenen Server (Serverside Tag Manager) gesendet, der zwischengeschalten ist und die Daten an verschiedene Endpunkte weiterleiten kann. Dies bringt zahlreiche Vorteile.
Vorteile von Serverside Tracking
Besserer Datenschutz
Beim Clientside Tracking werden Daten direkt vom Browser des Nutzers erfasst und an Drittanbieter (z.B. Google Analytics, Facebook) gesendet. Dabei werden technisch unvermeidlich die IP-Adressen der Nutzer sowie gewisse Browser-Fingerprints übertragen.
Beim Serverside Tracking hingegen werden die Daten zunächst an einen eigenen Server gesendet, der unter der Kontrolle des Website-Betreibers oder eines Auftragsverarbeiters steht. Dieser Server kann die Daten anonymisieren und nur die wirklich notwendig Daten an die Drittanbieter weiterleiten. Dadurch wird der Datenschutz deutlich verbessert.
Bei der Übertragung von Daten in sogenannte unsichere Drittstatten, deren Datenschutzstandards nicht dem europäischen Standard entsprechen, ist Serverside Tracking bzw. die Entfernung von personenbezogenen Daten aus den Datenströmen sogar zwingend notwendig, um die DSGVO einzuhalten.
Serverside Tracking ist auch unter Sicherheitsaspekten vorteilhaft. Clientside Tracking-Skripts aus externer Quelle können theoretisch jederzeit Daten ohne Wissen des Website-Betreibers abgreifen (einschließlich Formulareingaben oder Logins) oder die Website manipulieren, weshalb absolute Vertrauenswürdigkeit der Drittanbieter notwendig ist. Bei ausschließlichen Serverside Tracking hingegen behält der Website-Betreiber die Kontrolle über alle übertragenen Daten.
Bessere Datenqualität / weniger Datenverlust
Serverside Tracking kann auch die Datenqualität verbessern, was vor allem zwei Gründe hat:
Eigene Domain: Im Clientside Tracking werden Daten über bekannte Tracker-URLs (z.B. google-analytics.com
, googletagmanager.com
) übertragen. Viele Tracking-Blocker, Ad-Blocker und Sicherheitssoftware blockieren diese URLs, was zu Datenverlust führt. Bei Serverside Tracking hingegen werden die Daten über die eigene Domain übertragen (z.B. tagmanager.traffic3.net
), was die Blockade-Wahrscheinlichkeit deutlich reduziert.
Cookie-Qualität: Browser unterscheiden unterschiedliche Cookies nach ihrer Herkunft (Third-Party-Cookies, Client-Side First-Party-Cookies, Server-Side First-Party-Cookies) und behandeln sie unterschiedlich. Server-Side First-Party-Cookies haben die höchste Qualität und sind am wenigsten von Browser-Limitierungen betroffen.
Wichtig ist zudem, dass die Steigerung der Datenqualität nicht bei allen Toolanbietern und Implementierungsvarianten gleich stark ausfällt. Insbesondere die Standard-Installation des Serverside Google Tag Manager (SGTM) bringt weniger Datensteigerungen als andere Lösungen, weil die Vermeidung von Tracker-Blockern beim SGTM nicht so sehr im Vordergrund steht. Der SGTM ist zwar die günstigste Lösung, aber keinesfalls die beste Lösung.
Basierend auf unseren Erfahrungen sind folgende Steigerungen der Datenmenge realistisch:
Implementierungsvariante | Tag Management System | Typische Steigerung der Datenmenge |
---|---|---|
Client-to-server | Google Serverside Tag Manager | 2 - 5% |
Client-to-server | Andere Lösungen mit "verstecktem" Tracking | 5 - 15% |
Server-to-server | diverse Anbieter | 100% mit Consentless Tracking erreichbar, ansonsten 100% der Nutzer, die zugestimmt haben |
Die Höhe der Datensteigerung hängt zudem von weiteren Zielgrupppen-Charakteristika ab. Beispielsweise ist in Desktop-Zielgruppen die Datensteigerung tendenziell höher als in Mobile-Zielgruppen, weil Mobile-Nutzer tendenziell weniger Tracking-Blocker verwenden.
Erfassung von Rohdaten im eigenen Data Warehouse
Serverside Tracking erlaubt die Speicherung von Rohdaten im eigenen Data Warehouse. Daten in Drittsystemen liegen meist nur in aggregierter Form vor, können nicht mehr verändert und auch nur eingeschränkt exportiert werden. Die Sammlung von Rohdaten bringt mehr Transparenz, mehr Flexibilität und neue Analysemöglichkeiten. Dies ist besonders für Unternehmen mit fortgeschrittenen analytischen Anforderungen relevant.
Anreicherung von Daten
Serverside Tracking ermöglicht die Anreicherung von Mess-Daten mit Daten aus externen Datenquellen. Dies inkludiert auch Daten aus Datenquellen, die nicht öffentlich einsehbar sein sollen (alle Daten, die im Clientside Tracking erfasst werden, sind unvermeidlich für jeden technisch versierten Website-Besucher einsehbar).
Beispiel: Sie möchten bei Shop-Bestellungen nicht nur den Produktumsatz, sondern auch den erwirtschafteten Deckungsbeitrag erfassen. Mit Serverside Tracking ist dies möglich, ohne die Deckungsbeiträge zugleich Ihren technisch versierten Mitbewerbern preiszugeben. In weiterer Folge können Sie Ihre Werbekampagnen nicht nur nach Umsatz, sondern auch nach Deckungsbeitrag optimieren.
Verbesserung der Ladezeiten
Häufig genannt wird auch die Verbesserung der Ladezeiten durch Serverside Tracking. Dieser Vorteil ist zwar gegeben, allerdings machen die Ladezeiten von Tracking-Skripts in der Praxis nur einen kleinen Teil der Gesamtladezeit einer Website aus. Daher sollte dieser Vorteil nicht überbewertet werden und keinesfalls der Hauptgrund für den Einsatz von Serverside Tracking sein.
Nachteile und Limitierungen von Serverside Tracking
Kosten
Clientside Tracking ist in vielen Fällen kostenlos, jedenfalls aber kostengünstiger als Serverside Tracking. Serverside Tracking ist mit Kosten für den Betrieb des Servers und ggf. für die Software verbunden. Mehr dazu in unserer Kostenübersicht zu Serverside Tracking. In der Regel empfehlen wir Serverside Tracking daher erst ab einem Marketing-Budget von rund EUR 5000 monatlich.
Zielkonflikte
Bei den oben genannten Vorteilen ist zu beachten, dass nicht alle Vorteile gleichzeitig in vollem Umfang realisiert werden können. Insbesondere muss die richtige Balance zwischen Datenschutz und Datenqualität gefunden werden, beides kann niemals gleichzeitig maximiert werden. Hier ist professionelle Beratung notwendig, um die für Sie optimale Lösung zu finden.
Nicht jedes Tool unterstützt Serverside Tracking
Für Remarketing und Post-View-Tracking sind zwingend Clientside Tracking-Methoden notwendig. Auch A/B-Testing-Tools, Personalisierungs-Tools, Heatmaps und Session-Replay-Tools sind meistens auf Clientside Tracking angewiesen.
Nachfolgend eine Übersicht, welche Technologien mit Serverside Tracking kompatibel sind und welche nicht:
Kompatibilität | Verwendete Technologie | Beispiele |
---|---|---|
Kompatibel | First Party Cookies |
|
Nicht kompatibel | Third Party Cookies |
|
Nicht kompatibel |
DOM-Manipulation / DOM-Überwachung |
|
Daher ist in vielen Fällen eine Kombination von Clientside und Serverside Tracking notwendig, wobei sich beides problemlos kombinieren lässt.
Tool-Anbieter für Serverside Tracking
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Anbietern für Serverside Tracking. Die bekanntesten Anbieter im deutschsprachigen Raum sind sicherlich der Serverside Google Tag Manager und JENTIS. Weitere relevante Anbieter sind u.a. Stape, Zaraz und Segment.
Am häufigsten nutzen unsere Kunden folgende Lösungen:
Serverside Google Tag Manager - in der Google Cloud: Der SGTM ist die günstigste Lösung und bietet Integrationen zu einer großen Anzahl an Datenempfängern (Google Analytics, Facebook Pixel, etc.). Zudem finden sich viele Anleitungen und Tutorials im Internet. Allerdings ist die Datensteigerung im Vergleich zu anderen Lösungen geringer und aus Datenschutzsicht sind europäische Lösungen zu bevorzugen. Die Standard-Installation erfolgt dabei in der Google Cloud.
Serverside Google Tag Manager - auf eigenem Server: Der Serverside Google Tag Manager kann auch auf eigenen Servern betrieben werden. Dies ist jedoch nur für sehr große Websites sinnvoll, wenn sich damit hohe Kosten einsparen lassen. Der Betrieb auf eigenen Servern erfordert spezielles Know-how, sowohl im technischen Betrieb als auch im Bereich des Website-Trackings.
Serverside Google Tag Manager - Hosting durch traffic3: Der Serverside Google Tag Manager kann auch von externen Anbietern gehostet werden. Wir bieten diese Lösung für Kunden an, die nicht selbst einen Server betreiben möchten, aber einen Betrieb in einem europäischen Rechenzentrum durch einen erfahrenen europäischen Betreiber wünschen.
JENTIS: JENTIS ist eine Premium-Lösung, die sich insbesondere durch hohe Datensteigerungen und Datenschutzstandards auszeichnet. Sowohl die Entwicklung der Software als auch der Betrieb erfolgt innerhalb der EU, was aus Datenschutzsicht vorteilhaft ist. Außerdem bietet JENTIS einige Funktionen wie beispielsweise "Synthetic Users" oder "Essential Mode", die andere Tools in dieser Form nicht anbieten. Allerdings sind auch die Kosten entsprechend höher.
Eigene Lösungen: Für Kunden mit speziellen Anforderungen entwickeln wir auch eigene Serverside Tracking-Lösungen, die vor allem als Add-On zu bestehenden Tools genutzt werden können. So können wir Beispielsweise den Serverside Google Tag Manager um Funktionen erweitern, die dieser nicht von Haus aus bietet.
Gerne beraten wir Sie bei der Auswahl des für Sie passenden Tools. Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Erstgespräch.
Kosten von Serverside Tracking
Die Kosten für Serverside Tag Management Systeme hängen von einer Vielzahl von Faktoren ab, die wir in diesem Artikel näher aufschlüsseln. Wesentliche Faktoren sind u.a. das Website-Traffic-Volumen, der Detailgrad des Trackings, die Anzahl der Datenempfänger und der gewählte Toolanbieter.
Implementierung von Serverside Tracking
Die genaue Implementierung hängt von der gewählten Technologie ab, aber im Allgemeinen umfasst die Implementierung folgende Schritte:
Schritt | Verantwortlichkeit | Beschreibung |
---|---|---|
Einrichtung des Servers | Toolanbieter | Einrichtung des Servers, auf dem der Serverside Tag Manager läuft. Dies übernimmt, ausgenommen bei Self-hosted Lösungen, der Toolanbieter. |
Einrichtung einer Subdomain | Webentwickler / IT-Dienstleister | Einrichtung einer Subdomain, über die die Daten an den Serverside Tag Manager gesendet werden, z.B. tagmanager.traffic3.net . |
Einbau eines neuen Tag Manager Codes | Webentwickler | Einbau eines neuen Tag Manager Codes auf der Website, der die Daten an den Server sendet. Initial ist ein paralleler Betrieb zum bestehenden Tag Manager sinnvoll, bis die korrekte Datenübertragung sichergestellt ist. |
Server-to-Server Tracking (optional) | Webentwickler | Falls Server-to-Server Tracking gewünscht ist, muss der Server-to-Server Tracking Code auf der Website eingebaut werden. Dies wird in der Regel nur bei besonders wichtigen Conversions (z.B. Shop-Bestellungen) gemacht, weil hier der größte interne Aufwand anfällt. |
Migration der Tags | Tracking-Verantwortlicher / Externe Agentur | Migration der bestehenden Tags (z.B. Google Analytics, Facebook Pixel) vom Clientside Tag Manager auf den Serverside Tag Manager. Dies kann Schritt für Schritt erfolgen, ein Datenempfänger nach dem anderen. |
Testen und Qualitätssicherung | Tracking-Verantwortlicher / Externe Agentur | Testen und Datenkontrolle, um sicherzustellen, dass alle Daten korrekt übertragen werden. |
Entfernung des alten Tag Manager Codes | Webentwickler | Entfernung des alten Tag Manager Codes von der Website, sobald die Migration abgeschlossen ist. |
Beratung und Unterstützung
Gerne unterstützen wir Sie bei allen Fragen und eventuellen weiteren Schritten zum Thema Serverside Tracking — von der Auswahl des richtigen Tools bis hin zur professionellen Implementierung. Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Erstgespräch.